Wer kennt sie nicht, die Lügenbrücke im Stadtpark 😀 Wir sind alle heil drüber gekommen, keiner ist ausgerutscht oder hingefallen 😉 Es gibt viele Geschichten dazu, dies hier ist wohl die Bekannteste:
Der Bauer und sein Sohn
Ein guter dummer Bauernknabe,
Den Junker Hans einst mit auf Reisen nahm,
Und der, trotz seinem Herrn, mit einer guten Gabe,
Recht dreist zu lügen, wiederkam,
Ging, kurz nach der vollbrachten Reise,
Mit seinem Vater über Land.
Fritz, der im Gehen recht Zeit zum Lügen fand,
Log auf die unverschämteste Weise.
Zu seinem Unglück kam ein großer Hund gerannt.
Ja, Vater, rief der unverschämte Knabe,
Ihr mögt mir es glauben oder nicht:
So sag ich es Euch, und jedem ins Gesicht,
Dass ich einst einen Hund bei Haag gesehen habe,
Hart an dem Weg, wo man nach Frankreich fährt,
Der, ja, ich bin nicht ehrenwert,
Wenn er nicht größer war als Euer größtes Pferd.«
Das, sprach der Vater, nimmt mich wunder;
Wiewohl ein jeder Ort lässt Wunderdinge sehn.
Wir, zum Exempel, gehen jetzt,
Und werden keine Stunde gehen:
So wirst du eine Brücke sehn
(Wir müssen selbst darüber gehen),
Die hat die manchen schon betrogen
(Denn überhaupt soll es dort nicht gar zu richtig sein);
Auf dieser Brücke liegt ein Stein,
An den stößt man, wenn man denselben Tag gelogen,
Und fällt, und bricht sogleich das Bein.
Der Bub erschrak, sobald er dies vernommen.
Ach, sprach er, lauft doch nicht so sehr.
Doch wieder auf den Hund zu kommen,
Wie groß sagt ich, dass er gewesen wär?
Wie Euer großes Pferd? Dazu will viel gehören.
Der Hund, jetzt fällt mir es ein, war erst ein halbes Jahr;
Allein das wollt ich wohl beschwören,
Dass er so groß, als mancher Ochse, war.
Sie gingen noch ein gutes Stücke;
Doch Fritzen schlug das Herz. Wie konnt es anders sein?
Denn niemand bricht doch gern ein Bein.
Er sah nunmehr die richterische Brücke,
Und fühlte schon den Beinbruch halb.
Ja, Vater, fing er an, der Hund, von dem ich redete,
War groß, und wenn ich ihn auch was vergrößert hätte:
So war er doch viel größer als ein Kalb.
Die Brücke kommt. Fritz! Fritz! Wie wird dir s gehen!
Der Vater geht voran; doch Fritz hält ihn geschwind.
Ach Vater!, spricht er, seid kein Kind,
Und glaubt, dass ich dergleichen Hund gesehen.
Denn kurz und gut, eh wir darüber gehen,
Der Hund war nur so groß, wie alle Hunde sind.
Du musst es nicht gleich übel nehmen,
Wenn hier und da ein Geck zu lügen sich erkühnt.
Lüg auch, und mehr als er, und such ihn zu beschämen:
So machst du dich um ihn und um die Welt verdient.
Christian Fürchtegott Gellert (* 4. Juli 1715 in Hainichen; † 13. Dezember 1769 in Leipzig)
Happy Halloween oder Samhain 😉
http://wolke205.wordpress.com/2011/10/31/samhain-oder-halloween/
Das Foto hat was… mit dem Steg und den Bäumen… eine Brücke ins “Traumland”. *träum* 😉
Liebe Grüße
Ute
…aber nur mit reinem Gewissen *gg* Liebe Grüße
Das hab ich immer… schwööör… *gg* 😉
Liebe Grüße zurück
Ute
Ich hätt auch nix anderes erwartet 😀
Die Gedichte von Gellert sind wunderbar. Selbst Beethoven hat sie vertont.
Liebe Grüße
Renate
Und es passt so hervorragend zur Brücke 😀 Liebe Grüße
Sieht schön romantisch aus… 😀 Von der Lügenbrücke hatte ich noch nix gehört. Mein erster Gedanke war, die bricht zusammen wenn einer gelogen hat. Oh weh, dann müssten sie das Teil immer wieder aufbauen! 😉
Knuddel
Dann wäre sie ja dauerhaft gesperrt *gg* Knuddel
eine schöne Lügengeschichte, ein gutes Wochenende wünsche ich, Klaus
Danke, das wünsche ich Dir auch 🙂 Liebe Grüße